Wurst, Ketchup, Curry​

    Mittel
    Deutsch perfekt 9/2024
    Herta Heuwer
    © ullstein bild/von der Becke​
    Von Lars von Törne​

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    Transkript: Wurst, Ketchup, Curry​

    Dieses Duell ist auch ohne  Aggressionen sehr rot – und alles andere als sauber: Berlin gegen Hamburg, Wahres gegen Ungefähres. Und komplett klar sind die Erinnerungen der einzelnen Personen auch nicht. Da ist einerseits Herta Heuwer, die im West-Berliner Ortsteil Charlottenburg einen der Ịmbiss, -ehier: kleiner Laden für kleine Speisen​Imbiss hatte. Bis zu ihrem Tod 1999 sagte Heuwer, dass sie am 4. September 1949 die Currywurst erfịndenhier: sich komplett neu überlegen​erfunden hat. ​

    Heuwer erzählte von einem langweiligen Abend, an dem nur wenige Kundinnen und Kunden den Imbiss besuchten. Sie experimentierte mit das Currypulver, -  trockene Substanz aus sehr kleinen Teilen von Gewürzen für eine Curry-Mischung​Currypulver, das TomatenmarkKonzentrat aus Tomaten​Tomatenmark und Worcestersoße. Daraus machte sie ein spezielle Soße, die sie zusammen mit einer Wurst servierte. Dieser Moment war die Geburt der Currywurst, die bis heute ein Klassiker der deutschen Imbiss- und die Kantine, -nRestaurant in einer Universität, Schule oder Firma, in dem man günstig essen kann​Kantinen-Gastronomie ist. ​

    Ihr Rezept, sagte Heuwer, ließ sie zehn Jahre später … mịt einem Patẹnt schützen lạssendie Erlaubnis beantragen, … als eigene Erfindung verkaufen zu dürfen​mit einem Patent schützen. Ganz korrekt ist das nicht, wie Informationen des das Deutsche Patẹnt- ụnd Mạrkenamtoffizielle Institution mit einem Register von Firmennamen, Logos und geschützten Erfindungen​Deutschen Patent- und Markenamts zeigen. Denn Heuwer … ạls Mạrke ạnmeldenals Name/Logo regis­trieren, sodass keine andere Firma … benutzen darf↓​meldete 1959 nur den Fantasie-Namen „Chillup“ – eine Kombination aus den Wörtern der Chilispezielle scharfe Paprika​Chili und Ketchup – … ạls Mạrke ạnmeldenals Name/Logo regis­trieren, sodass keine andere Firma … benutzen darfals Wort-Bild-… ạls Mạrke ạnmeldenals Name/Logo regis­trieren, sodass keine andere Firma … benutzen darfMarke beim Patentamt … ạls Mạrke ạnmeldenals Name/Logo regis­trieren, sodass keine andere Firma … benutzen darf↓​an. ​

    In der Currywurst-Kontroverse ist da andererseits noch Hamburg. Die Basis für die Idee der Stadt, die Currywurst erfunden zu haben, ist eine Novelle: Entdeckung der Currywurst von Uwe Timm aus dem Jahr 1993. Dieser Text erzählt von der fiktiven Figur Lena Brückner als Erfinderin der Currywurst. ​

    Der Autor Timm … wịll sịch erịnnern, … zu habenhier: … meint über sich selbst, dass er … hat​will sich daran … wịll sịch erịnnern, … zu habenhier: … meint über sich selbst, dass er … hat​erinnern, als Kind schon 1947 Currywurst in Hamburg gegessen … wịll sịch erịnnern, … zu habenhier: … meint über sich selbst, dass er … hat​zu haben – also zwei Jahre vor Heuwer. Außer dieser Erinnerung gibt es dafür aber keinen der Beweis, -eSache, die zeigt, dass etwas wahr ist / dass es etwas gibt​Beweis.​

    Und damit es noch etwas komplexer wird, ein kleiner der Exkụrs, -ehier: kurze Erklärungen zu einem anderen Aspekt des Themas​Exkurs in den Westen des Landes: Auch das das RuhrgebietRegion mit vielen Industriestädten in Nordrhein-Westfalen​Ruhrgebiet sịch sehen ạls …hier: meinen, dass man selbst … ist​sieht sich als Heimat der Currywurst. Zum Beispiel weil der Ruhrgebietsbarde, -n👄 hier: bekannter Sänger aus dem Ruhrgebiet, der seine Texte selbst schreibt​Ruhrgebietsbarde Herbert Grönemeyer in einem Lied über das Kultgericht singt. Und das, obwohl er keine Currywurst mag. Trotzdem: Teil des Currywurst-Duells sind vor allem die beiden größten Städte des Landes, Berlin und Hamburg. ​

    In der Hauptstadt ist man sich sicher, Heimat der ẹchtwirklich; wahr​echten Erfinderin zu sein. Außerdem weiß man in Berlin noch viel mehr über die Anfänge dieser Wurst, die aus historischen Gründen ohne der Dạrm, -ä-elanges Organ im Bauch von Menschen und Tieren; hier auch: ≈ Wursthaut​Darm sọllte … seinhier: es wäre besser, wenn sie … ist​sein sollte. Warum? Weil Heuwer 1949 ihre Würste von der Fleischermeister, -Person mit der Qualifikation, andere in der Fleisch- und Wurstherstellung auszubilden​Fleischermeister Max Brückner bekam. Und der hat eine Wurstsorte ohne Darm entwịckelnhier: mithilfe von Experimenten erfinden​entwickelt, weil es damals nicht genug Darm gab. ​

    Heuwers Soße war aus Tomatenmark und Gewürzen, darụnterhier: mit dabei​darunter natürlich Curry, außerdem der/die Pạprika, -/-shier: oft scharfes rotes oder braunes Gewürz aus einer Gemüsepflanze​Paprika. Dazu kọmmt …hier: Außerdem ist da auch noch …Dazu kommt Worcestersoße. Manche Wurstfans mögen ihre Currywurst in der klassischen Form, andere lieber mit Darm. Die eine liebt Ketchup wie eine Suppe mit dem Curry schon drịn👄 drinnen​drin, der andere mehr die frụchtigintensiv und aromatisch wie von reifen Früchten​fruchtige Tomatenmark-Version, scharf, schärfer, extrascharf. Eine schlechte Reputation hat eigentlich nur die Brühwurst, -ü-eWurst, die bei der Herstellung gebacken oder gekocht wird​Brühwurst mit warmer Soße. Wer schon einmal seinen Teller mit der warmen Soße von der Bistrokasse zum Tisch balanciert hat, weiß warum. ​

    Die Fans der verschiedenen Wurst-Versionen haben in Berlin ihre Kultorte. Die historische Fraktion trifft sich vor den berühmten die Ịmbissbude, -nKiosk für kleine Speisen, oft mit Tischen zum Stehen​Imbissbuden Konnopke’s im Prenzlauer Berg und Krasselts in Steglitz. ​

    Konnopke-Chefin Waltraud Ziervogel ist selbst eine Erfinderin. ụnter Mạngelbedingungenin einer Situation, in der es nicht genug (Lebensmittel, Produkte …) gibt​Unter den Mangelbedingungen in der Deutschen Demokratischen Republik hat sie eine eigene Soße für die Spezialität die Kẹtwurst, -ü-e≈ Speise ähnlich wie ein Hot Dog, aber mit größerer Wurst​Ketwurst gemacht. Die Basis der Soße war vor allem der/das ẠpfelmusPüree aus gekochten Äpfeln​Apfelmus, von dem es genug gab.​

    Mehr mit Tomatenmark ist die Soße von Curry 36 in Kreuzberg. Bei Curry 195 an der wichtigsten Einkaufsstraße West-Berlins, dem Kurfürstendamm, ist vor allem Ketchup elementar. Interessant ist außerdem Mathias Wolf, der seine Currywurst auch im Glas als Souvenir verkauft. Er hat seinen der Stạnd, -ä-ehier: offener Laden auf einem Markt oder als Imbisswagen​Stand direkt vor dem Luxus-Hotel Adlon Kempinski am Brandenburger Tor. Bei diesem Ort sagen manche, die Currywurst ist nur noch etwas für Touristinnen und Rentner – und echte Berliner essen inzwischen Döner oder Burger. Das ist selbstverständlich Unsinn, wie schon ein Blick auf die Wochenspeisekarte in Berliner Kantinen zeigt.​

    Ganz falsch ist auch die Meinung, dass die Currywurst heute etwas für das Museum ist. Denn das private Deutsche Currywurst Museum Berlin gibt es schon seit 2018 nicht mehr. Die Frage „Mit Darm oder ohne?“ wird definitiv auch in den nächsten hundert Jahren wichtig bleiben.​

    Und schließlich zurück zur Currywurst-Kontroverse. Unabhängig davon, ob Berlin oder Hamburg das Gericht erfunden hat: Klar ist, dass die Currywurst irgendwo als spontane Idee in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg entstehen≈ anfangen, da zu sein​entstand. Denn erst mit der britischen und US-amerikanischen Okkupation wurden die die Hauptzutat, -enwichtigstes Lebensmittel in einem Rezept​Hauptzutaten – Ketchup und Curry – in deutschen Küchen bekannter: das Ketchup dụrchhier: wegen; mithilfe von​durch die US-der Soldat, -enPerson, die in Uniform für ein Land oder eine andere Armee kämpft​Soldaten und das Curry durch die Briten.

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