19 Wörter, die es nur im Deutschen gibt

    Mittel
    Deutsch perfekt 6/2018
    Illustration Brückentag
    © LightField Studios, muuraa/shutterstock.com
    Von Guillaume Horst

    Das Internet liebt Deutsch – ganz besonders, weil es im Deutschen viele Wörter gibt, die man nur schwer in andere Sprachen übersetzen kann. 19 sehr deutsche Wörter – und eine kleine Übung zu den Vokabeln – finden Sie hier:

    1. das Abendbrot

    Ein Abendessen gibt es in jedem Land. relativziemlichRelativ früh am Abend nicht viel mehr als belegthier: z. B. mit Käse oder Wurstbelegte Brote und nichts Warmes essen: Das ist typisch deutsch. Heute ist das Abendbrot ein festhier: immer gleichfester Teil der deutschen Kultur. Deshalb heißt eigentlich jedes Abendessen so, auch wenn niemand Brot isst.

    2. der Brückentag, -e

    Über einen Feiertag freut sich fast jeder Arbeitnehmer. Aber ist es nicht ärgerlich, wenn der freie Tag ein Donnerstag ist? Obwohl es schön wäre, ein langes Wochenende zu haben, muss man am Freitag arbeiten. Deshalb nehmen sehr viele sich diesen Tag – den Brückentag – frei. So genießen≈ Freude haben angenießen sie ein viertägiges Wochenende.

    3. die Erklärungsnot

    Wenn man etwas erklären soll, aber nicht weiß wie, dann kommt man in Erklärungsnot. Zum Beispiel, wenn ein Kind fragt, warum der Weihnachtsmann dem Onkel so ähnlich sieht. Oder wenn der Chef vom Angestellten wissen will,wie weit er mit … istwie viel er von … schon erledigt hatwie weit er mit dem Bericht wie weit er mit … istwie viel er von … schon erledigt hatist, mit dem er noch nicht mal angefangen hat.

    4. das Fernweh

    Heimweh kennt jeder. Es ist das Gefühl, seine Wohnung,
    Freunde und Familie zu vermissentraurig sein, weil jemand oder etwas nicht da istvermissen, wenn man unterwegs ist. Fernweh ist das Gegenteil davon:

    Typisch deutsches Wort: Fernweh

    Man ist zu Hause und wünscht sich, an einem anderen Ort zu sein. Das scheinen … zu seinso wirken, dass man glaubt, dass es … istscheint ein sehr deutsches Gefühl zu scheinen … zu seinso wirken, dass man glaubt, dass es … istsein. Denn die typische englische Übersetzung für Fernweh ist auch ein deutsches Wort: Wanderlust

    5. das Fingerspitzengefühl

    Manche Situationen sind sehr kompliziert: Wenn man etwas falsch macht, kann vieles kaputtgehen. Dann muss man vorsichtig sein, Empathie zeigen, sensibelhier: so, dass man genau überlegt, wie man reagiertsensibel sein und die richtigen Worte finden – also Fingerspitzengefühl haben.

    6. das Fremdschämen

    In einem Film, den Sie schauen, macht ein Charakter etwas peinlichunangenehm vor anderenPeinliches. Sie fühlen sich deshalb selbst schlecht und würden am liebsten den Fernseher ausmachen. Sie sich schämen für …hier: sich schlecht fühlen, wenn man … siehtschämen sich also sich schämen für …hier: sich schlecht fühlen, wenn man … siehtfür etwas, was ein Fremder tut: Das ist Fremdschämen.

    7. die Geborgenheit

    In den meisten Sprachen ist die Übersetzung für dieses Wort Sicherheit. Das ist aber nicht genau genug. Denn Geborgenheit bedeutet auch ein Gefühl von Gemütlichkeit, Wärme und der Schutzvon: schützenSchutz. Ein Kind fühlt es, wenn es in den Armen seiner Eltern liegt.

    8. die Geschmacksverirrung

    Wenn jemand nicht mehr weiß, wo er ist und wie er nach Hause kommt, hat er sich verirrt. Wenn jemand zum Beispiel Kleidung trägt, die ihm nicht steht, nicht zusammenpasst oder nicht gut aussieht, dann nennt man das eine Geschmacksverirrung. Es ist eigentlich ein sehr höfliches Wort. Es sagt nämlich: Diese Person hat nicht generell einen schlechten Geschmack, sie hat nur heute eine falsche eine Wahl treffenwählenWahl getroffen.

    9. der innere Schweinehund

    Der innere Schweinehund begleitendabei sein; mitgehenbegleitet uns immer. Er ist es, der uns sagt, dass wir heute Abend keinen Sport mehr machen müssen, weil es draußen ein bisschen kalt ist. Dass wir besser den Aufzug als die Treppe nehmen, um zu der Wohnung im zweiten Stock zu kommen. Und dass wir ruhig noch eine Stunde länger schlafen können, weil die Prüfung am nächsten Tag sicher nicht so schwierig sein wird. Wir müssen also gegen den inneren Schweinehund kämpfen und ihn überwindenhier: ≈ intensiv arbeiten gegenüberwinden. Und danach fühlen wir uns normalerweise viel besser.

    10. das Kopfkino

    Jeder kennt es: Jemand erzählt eine Geschichte – und plötzlich fängt der Kopf an, sich vorstellenhier: sich denkensich alles im Detail sich vorstellenhier: sich denkenvorzustellen. Man passt nicht mehr auf, was der andere sagt, weil in den eigenen Gedanken ein kleiner Film läuft: Das Kopfkino hat begonnen.

    Typisch deutsches Wort: Kopfkino

     

    11. der Kummerspeck

    Wer unglücklich verliebt sein≈ liebenverliebt ist, bekommt der LiebeskummerTraurigsein wegen unglücklicher LiebeLiebeskummer. Er ist dann so deprimierttraurig; melancholischdeprimiert, dass er vielleicht viele Süßigkeiten isst. Dann wird er wahrscheinlich bald dicker. Diese Extrakilos heißen Kummerspeck.

    12. die Schnapsidee, -n

    Jeder hatte schon mal eine Schnapsidee: Besonders, wenn man zu viel Alkohol getrunken hat, hat man manchmal verrückte Pläne. Aber auch die sehr schlechten Ideen von der/die Nüchterne, -nPerson, die keinen Alkohol getrunken hatNüchternen nennt man Schnapsideen. Sie sind nämlich so verrückt, dass sie eigentlich nur ein Betrunkener haben könnte.

    Typisch deutsches Wort: Schnapsidee

    13. Torschlusspanik

    Das ist die Angst, etwas Wichtiges im Leben zu verpassen. Sehr oft benutzt man das Wort für Menschen zwischen 30 und 40 Jahren, die glauben, dass sie zu alt sind, um noch den richtigen Partner zu finden. Der Ausdruck ist sehr bildlich: Man bekommt Panik, weil sich ein Tor schließt.

    14. verabredet

    Eine Verabredung ist ein Termin; so weit ist alles klar. Aber verabredet sein, also einen Termin haben – diesen Ausdruck gibt es nur im Deutschen. Dabei ist klar: Wer in Deutschland verabredet ist, der muss auch pünktlich sein.

    15. verschlimmbessern

    Das Wort klingen nach …hier: machen, dass man denkt, etwas ist …klingt zwar nicht klingen nach …hier: machen, dass man denkt, etwas ist …nach einem echtwirklich; realechten Begriff, man findet es aber wirklich in Wörterbüchern. Er ist eine Kombination aus zwei Wörtern: verschlimmern und verbessern. Die Definition: Man will etwas besser machen, macht es dadurch aber nur noch schlimmer. Das ist sicher jedem von uns schon passiert.

    16. die Vorfreude

    In jeder Sprache kann man sich auf etwas freuen. Aber nur im Deutschen gibt es ein einzelnes Wort, das dieses Gefühl definiert: die Vorfreude.

    17. der Weltschmerz

    Das ist die Melancholie, die man fühlt, wenn man merkt, dass das eigene Leben und die Welt nicht so schön sind, wie man es gern hätte. Wenn man also gern ein Del­fin-Trainer wäre, aber realisiert, dass das nicht funktionieren wird – weil man mit 45 Jahren immer noch einen langweiligen Bürojob hat. Der Weltschmerz, der aus der deutschen Literatur kommt, hat seinen Weg auch in andere Sprachen wie Polnisch oder Englisch gefunden.

    18. der Zeitgeist

    Der Zeitgeist ist die Art, wie die meisten Menschen in einer Periode denken und fühlen. Auch dieses Wort wird in mehreren Sprachen wie Englisch, Französisch und Portugiesisch als Lehnwort benutzt. Als Erster hat es wahrscheinlich schon im Jahr 1769 der Dichter und Philosoph Johann Gottfried Herder benutzt.

    19. der Zugzwang

    Dieses Wort wird benutzt, wenn man keine andere Wahl hat, als etwas zu tun oder zu entscheiden. Der Begriff kommt von der Schachspieler, -Person, die Schach spielt (das Schach: Spiel für zwei Spieler: Man spielt es auf einem flachen Gegenstand mit 64 schwarzen und weißen Quadraten.)Schachspielern: Manchmal muss man beim Schach einfachhier: auf jeden Faleinfach einen der Zug, Zügehier: ≈ taktisches Bewegen einer SpielfigurZug machen, auch wenn er schlecht ist. Heute wird das Wort nicht nur beim Schach benutzt – auch in anderen Sprachen wie Englisch, Spanisch oder Italienisch –, sondern auch generell.

     

     

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