Kadir Karatas und Leonie Rettig
Türkei und Deutschland (beide 29)
Er sagt: Wir sind beide der Tangotänzer, -Person, die Tango tanztTangotänzer und haben uns vor eineinhalb Jahren auf einer Tango-Veranstaltung in Berlin kennengelernt. Ich habe damals in Hamburg gewohnt und gearbeitet und bin nur für diese Veranstaltung nach Berlin gekommen. Auf solche (-r/-s)von der genannten Artsolchen Veranstaltungen kann jeder mit jedem tanzen. Dafür Blickkontakt miteinander aufnehmen≈ beginnen, mit den Augen Kontakt zu habennimmt man Blickkontakt miteinander aufnehmen≈ beginnen, mit den Augen Kontakt zu habenBlickkontakt miteinander auf, im Tango heißt das Cabeceo. Wir haben uns also angeschaut, vier Lieder lang getanzt und sind dann raus an die frische Luft. Da haben wir gleich unsere Kontakte austauschenhier: Informationen geben und bekommenausgetauscht. Die Veranstaltung ging drei Tage lang. von da an≈ seit dem MomentVon da an waren wir in Kontakt. Später kam Leonie zu mir zu Besuch. Dann habe ich sie in Berlin besucht. Bald waren wir ständighier: (fast) immerständig zwischen beiden Städten unterwegs und ein Paar. Ich bin für das Masterstudium nach Hamburg gekommen und habe danach einen Job bei Airbus in Hamburg bekommen. Seit Kurzem arbeite ich in der Nähe von Berlin. Seitdem wohnen wir zusammen.
Wir waren 28, als wir uns kennengelernt haben, wir waren also schon erwachsen. Nach ein paar Monaten habe ich mir die Frage gestellt, wie ernsthier: so, dass man wirklich eine lange und intensive Beziehung beginnen willernst die Beziehung für mich ist. Die Antwort darauf war sehr klar. Und so habe ich das auch meinen Eltern erklärt.
Für meine Familie war unsere Beziehung schon ein sehr großer der Schritt, -ehier: große Änderung; Entscheidung; AktionSchritt. Ich komme aus Eskişehir, einer kleinen Stadt im Zentrum der Türkei. Ich bin der Einzige in der Familie, der für ein Studium ins Ausland gegangen ist. Die meisten meiner Verwandten leben noch in meiner Heimatstadt.
Wir haben uns gut vorbereitet, als wir zum ersten Mal zusammen in die Türkei geflogen sind. Leonie war die erste ausländische Person, die meine Eltern so genau kennengelernt haben. Und dann war sie so offenhier: interessiert an anderen Menschenoffen, so lebendighier: aktiv; dynamischlebendig! Sie hat mit jedem kommuniziert, obwohl sie noch nicht so gut Türkisch konnte. Meinen Eltern hat das sehr gefallen. Wenn es richtig ist, verstehen das die Eltern. Auch wenn sie vielleicht ein bisschen traurig sind, dass ich in Deutschland bleibe.
In der türkischen Kultur ist der Familienzusammenhalt sehr wichtig, und auch auf das Erhalten einer langfristigen Beziehung wird viel Wert gelegt. Wir denken, dass wir den richtigen Lebenspartner nur ein Mal im Leben finden. Als ich gemerkt habe, dass Leonie auch so denkt, war für mich alles klar.
„Wir haben uns angeschaut, vier Lieder lang getanzt und sind dann raus an die frische Luft.“
Sie sagt: Es ist vielleicht eine sehr romantische die Ansicht, -enMeinungAnsicht, aber ich denke, wir mussten uns einfachhier: ≈ Das ist so. Man kann es sich nicht erklären.einfach finden. Wir waren beide 28, als wir uns kennengelernt haben, und sind beide sehr erwachsen in die Beziehung gegangen. Es war schnell klar, dass es ernst ist. Wir haben ähnliche die Vorstellung, -enhier: ≈ IdeeVorstellungen und der Wert, -ehier: Ideal; MoralWerte und dieselbe Vision vom Leben. Aber unserer kulturellen Unterschiede sich ... bewusst seinhier: … klar (er)kennensind wir sich ... bewusst seinhier: … klar (er)kennenuns auch sich ... bewusst seinhier: … klar (er)kennenbewusst.
Zum Beispiel ist mir durch die Beziehung klar geworden, wie verschieden geprägt seinhier: ≈ aufgewachsen sein; ≈ so, dass die Kultur einen starken Effekt hatgeprägt wir geprägt seinhier: ≈ aufgewachsen sein; ≈ so, dass die Kultur einen starken Effekt hatsind. Hier in Deutschland großschreibenugs.: wichtig seinwird Individualität sehr großschreibenugs.: wichtig seingroßgeschrieben. Kadir aber kommt mit einem sehr großen das Wir-Verständnishier: ≈ Gefühl, dass man Teil von einer Gruppe/Familie istWir-Verständnis in die Beziehung. Ich finde das sehr schön, weil ich so etwas suche und sich wohlfühlenzufrieden sein; sich gut fühlenmich damit sich wohlfühlenzufrieden sein; sich gut fühlenwohlfühle. Aber trotzdem kommt es manchmal zu die Reibung, -enhier: StreitReibungen, weil wir mit verschiedenen Gedanken und die Haltung, -enhier: ≈ Meinung; IdeeHaltungen in die Beziehung und in den Alltag gehen.
Das betreffenwichtig/relevant sein fürbetrifft nicht nur uns beide. Es fällt mir auch auf, wenn wir mit anderen Menschen sprechen. In der Türkei an erster Stelle stehenam wichtigsten seinsteht die Familie an erster Stelle stehenam wichtigsten seinan erster Stelle. Das türkische Ideal ist es, Krisen gemeinsam durchstehenhier: (psychisch) zurechtkommen mitdurchzustehen – und eben nicht auseinandergeheneiner vom anderen weggehenauseinanderzugehen. Das Ende eines deutschen Films über eine Ehekrise wäre wahrscheinlich, dass die Frau alleine glücklich ist. Da denke ich mir inzwischen: Wie schade, dass die Trennung auch noch bewerbenhier: zeigen, wie gut man etwas findetbeworben wird.
Wir versuchen, mit allen Unterschieden bewusstso, dass man darüber nachdenktbewusst zu leben. Die Sprache ist ein sehr zentraler Punkt in der Beziehung. Ich lerne Türkisch, damit ich auch mit seiner Familie sprechen kann. Unsere gemeinsame Sprache ist Deutsch. Aber für mich ist es die Muttersprache und für Kadir nicht. Deshalb tun wir viel dafür, sehr bewusst zu kommunizieren.
Zum Beispiel braucht er natürlich länger als ich, um etwas zu formulieren. Wir haben sich angewöhnen≈ etwas zur Praxis oder Routine machenuns angewöhnt, uns zu fragen, wie wir etwas meinen. Und wir benutzen unsere Körpersprache, um den Kontext zu bewertenhier: ≈ eine Meinung haben, wie etwas istbewerten. Manchmal ärgere ich mich über etwas und merke dann: Es ist gar nicht so gemeint. Vielleicht kommunizieren wir mehr als andere Paare. Wir stellen mehr Fragen und erklären uns besser.
Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch gut streiten können. Ich bin Musikerin, er Türke – da aufeinanderprallenhier: schwierig sein, wenn … sich treffenprallen manchmal schon auch die Emotionen aufeinanderprallenhier: schwierig sein, wenn … sich treffenaufeinander. Aber das ist meistens ganz schnell wieder vorbei.
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