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Transkript: Besuch auf der Zugspitze
Sie ist Deutschlands höchster Berg: die Zugspitze. Touristen aus der ganzen Welt fahren hinauf, die meisten davon einmal in vielen Jahren und nur für ein paar Stunden. Ein Mann aber ist fast jeden Tag dort oben – und das seit mehr als 20 Jahren: der Briefträger Andreas Oberauer. Was die Post auf dem bekanntesten deutschen Berg macht? Jörg Walser hat sich das angesehen.
Wenn Andreas Oberauer an seinem Arbeitsplatz ankommt, blickt er bei gutem Wetter auf vier Länder: auf Deutschland, Österreich, Italien und die Schweiz. Nur: Der Mann hat es eilig. Zwischen den vielen Touristen trägt Oberauer zwei Postkisten und einen der Postsack, -säcke≈ große, stabile Tasche für Karten und BriefePostsack ziemlich schnell durch die Bergstation der Bayerischen Zugspitzbahn auf dem Zugspitzdas Platthier: ≈ flache Landschaft in den Bergenplatt. Der 52-Jährige hat einen Job, bei dem es muss schnell gehen.hier: Die Arbeit muss schnell erledigt werdenes zwar es muss schnell gehen.hier: Die Arbeit muss schnell erledigt werden.schnell gehen muss, aber wahrscheinlich würden ihn viele seiner Kollegen gerne machen:
„Jeden Tag lernt man so und so vielehier: ugs.: sehr vieleso und so viele Leute kennen. Und man versucht ja auch, auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, auf 2962 Meter Höhe, die Post zustellenhier: Post bringenzuzustellen. Und das ist haltugs.: hier: ≈ wirklichhalt jeden Tag ein ganz (ein) besonderes Ereignis. Kann man schon sagen, dass das ein der Traumjob, -shier: toller BerufTraumjob ist.“
Deutschlands höchster Berg ist eine eigene Welt – mit sehr wenigen Einwohnern, aber sehr vielen Menschen. Mehr als 500 000 kommen pro Jahr. Und sehr viele von ihnen nehmen das Angebot von Oberauer und seinen Kollegen an. Denn der nimmt nicht nur Post hinauf. Vor allem trägt er Post ins Tal, an manchen Tagen sind es mehr als 2000 Postkarten und Briefe.
Schon Oberauers Vater hat 20 Jahre lang als Briefträger auf der Zugspitze gearbeitet. Er war damals nur für den Berg zuständig. Der Sohn muss auch unten im Tal Post zustellen, bevor er hinaufdarf. Und der Unterschied zwischen unten und oben ist groß. Wenn, wie so oft im Sommer, oben plötzlich das Wetter schlechter wird, muss es manchmal ganz schnell gehen.
„Das wechselt heroben (bayer., österr.)hier obenheroben natürlich. Man ist fast auf knappnicht ganz; fastknapp 3000 Meter Höhe, da kann so ein der Wetterumsturz, -eeigentlich: der Wettersturz = plötzliche, komplette WetteränderungWetterumsturz … in Minutenschnelle kann das vonstattengehen≈ passieren; stattfindenvonstattengehen, also dass mal kurz im Sommer ein Gewitter aufziehenhier: entstehenaufzieht. Man muss schnell schauen, dass man die nächste die Seilbahn, -enTransportmittel, mit dem man auf einen Berg fahren kannSeilbahn erreichen kann. Wenn da ein Gewitter aufzieht, dann kann das problematisch werden.“
Nicht immer kann die Seilbahn, die die Bergstation der Bayerischen Zugspitzbahn mit dem der Gipfel, -höchste Stelle eines BergesGipfel verbindet, nach einem Gewitter gleich wieder fahren. Dann verliert Oberauer Zeit. Schlecht für einen, der es immer eilig hat. Denn ganz hinauf auf den Gipfel muss er, um auch den höchsten der drei Briefkästen auf dem Berg zu leeren:
„Der wird von mir jeden Tag geleert, Da gibt’s nix. (bayer.)hier: ≈ Das muss ich immer machen. Das ändert sich durch nichts.da gibt’s nix. Das ist selbstverständlich, dass man den Briefkasten leert und die ganze Post nachher mitnimmt. Vorher wird alles vor Ort auf der höchsten die Filiale, -nhier: eine von mehreren PoststellenFiliale Deutschlands … mit … versehenhier: dafür sorgen, dass … auf … gemacht wirdmit dem neuen Zugspitzstempel … mit … versehenhier: dafür sorgen, dass … auf … gemacht wirdversehen. Und dann geht’s auf die Reise.“
Der Zugspitzstempel: Er zeigt eine Berglandschaft, dazu die Wörter „Zugspitze“ und „Schneefernerhaus“, die spezielle Zugspitz-Postleitzahl 82475 und das Datum. Außerdem steht auf dem Stempel die Höhe des Berges: 2962 Meter. Die war ein wichtiger Grund, dem Stempel im April ein neues Design zu geben. Denn der alte Stempel trug noch die die Höhenangabe, -nInformation, wie hoch etwas istHöhenangabe 2964 Meter, die vor ein paar Jahren in vielen Karten stand.
Das Schneefernerhaus ist eine Forschungsstation direkt unter dem Gipfel der Zugspitze. Dort arbeiten Wissenschaftler verschiedener Institutionen, zum Beispiel vom Umweltbundesamt, vom Deutschen der Deutsche WetterdienstOrganisation, die sagt, wie das Wetter in den nächsten Tagen in Deutschland wirdWetterdienst, vom das Deutsche Zentrum für Luft- und RaumfahrtZentrum, wo über das Fliegen und die Raumfahrt geforscht wird (die Raumfahrt: ≈ Entdeckung des Universums)Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und von verschiedenen Universitäten und Forschungsgesellschaften. Auch sie sind wichtige Kunden der Post auf dem Berg, weshalb Oberauer oft Briefe und Pakete zu der nicht öffentlichen Seilbahn zwischen Zugspitzplatt und Forschungsstation bringen muss.
Nur wenige Meter von der Seilbahnstation der Forscher entfernt liegt die kleine Postfiliale, über die Oberauer so gerne spricht. Er schließt die Tür auf und zieht die Jalousie vor dem Fenster hoch, durch das er die Kunden bedient. Nur ein paar Sekunden dauert es, und dann stehen die ersten schon da.
„Haben Sie einen Wunsch oder so? Bräuchten Sie … Ja selbstverständlich, gut, da kommt nachher der original Zugspitzstempel drauf.“ („Oh, das ist schön.“)
Was für die vielen Touristen ein großer Spaß ist, ist für Oberauer Routine. Mehr als 4000 Mal war er schon auf Deutschlands höchstem Berg. Wird das so langsam denn nicht langweilig?
„na (bayer.)neinNa, es ist immer irgendetwas Besonderes. Und es ist ja erst schon einmal das Besondere, dass man jeden Tag auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, die Post zustellt, und dann noch die höchste Filiale Deutschlands, Postfiliale, auf 2600 Meter bedient. Das ist schon wunderbar.“