Ihre die Waffe, -nGerät zum Kämpfen, z. B. PistoleWaffe sind die Worte. Schon als junge Frau beginnt Louise Otto zu schreiben – und damit man ihre Texte akzeptiert, verwendet sie manchmal ein männliches Pseudonym. „Die die Teilnahmevon: teilnehmen = hier auch: politisch aktiv seinTeilnahme der Frau an den Interessen des Staates ist nicht alleinhier: nurallein ein das Recht, -e≈ Regel eines Staates; hier auch: ≈ garantierte MöglichkeitRecht, sie ist eine die Pflicht, -enetwas, das man tun oder haben mussPflicht der Frauen“, schreibt sie 1843 in den Sächsischen Vaterlandsblättern. Mit Sätzen wie diesem wird sie zur Pionierin der bürgerlichen die Frauenbewegung, -enFeminismusFrauenbewegung.
Es sind die Frauen aus dem das Bürgertum (hist.)gesellschaftliche Klasse, der es finanziell gut gehtBürgertum, die in den 1830er- und 1840er-Jahren beginnen, für ihre Rechte zu kämpfen. Sie wollen mehr lernen können, und sie wollen arbeiten. Beides dürfen sie zu dieser Zeit nicht. In armen Familien ist es selbstverständlich, dass Mädchen und Frauen arbeiten – die Familien brauchen ihre die Arbeitskraft, -kräftejeder Mensch, der arbeiten kann; hier auch: Hilfe bei der ArbeitArbeitskraft und das Geld. Für Töchter aus reicheren und gebildetmit sehr guter Ausbildung und vielen Kenntnissengebildeten Familien gibt es aber nur eine Option: das Leben an der Seite eines reichen Mannes.
Frauen wie Louise Otto wollen mehr als das. Als in den 1840er-Jahren überall im Land die politische Situation öffentlich kritisiert wird, fordernsagen, dass man etwas Spezielles haben willfordern auch die Frauen Reformen. Viele unterstützen die Revolution von 1848/49: Sie sitzen auf den Besuchertribünen in der Frankfurter Paulskirche, helfen ihren politisch aktiven Männern – und kämpfen selbst energisch. Zum ersten Mal tun Frauen auch etwas für ihre eigenen Interessen.
Während der Revolution von 1848/49 tun Frauen zum ersten Mal auch etwas für ihre eigenen Interessen.
Die Revolution scheiternkeinen Erfolg habenscheitert. Aber Louise Otto bleibt aktiv. 1849 gründenstartengründet sie in Leipzig die Frauen-Zeitung, die zum Ärger der Politik zum wichtigen Medium der Frauen wird. 1850 verbieten↔ erlaubenverbietet Sachsen Frauen, Zeitungen zu publizieren – das das Gesetz, -eschriftliche Regel, die die Regierung macht und an der sich alle orientieren müssenGesetz wird als „Lex Otto“ bekannt. Sie zieht nach Thüringen und arbeitet noch zwei Jahre weiter an ihrer Zeitung, bis ihr die Arbeit auch dort verboten wird.
Die Stimmen der Frauen können auch Publikationsverbote nicht stoppen. Neben Louise Otto werden nach 1848 andere Frauenrechtlerinnen populär: Helene Lange kämpft für bessere Bildung, die Sozialistin Clara Zetkin für die Arbeiterinnen und die Theoretikerin Hedwig Dohm fordert schon 1873 das das FrauenwahlrechtMöglichkeit für Frauen, Parlamentsmitglieder zu wählenFrauenwahlrecht. 1865 treffen sich in Leipzig 120 Frauen zu einer Konferenz und gründen den allgemeinhier: für alle FrauenAllgemeinen Deutschen Frauenverein.
1918 bekommen Frauen das aktive und passive Wahlrecht – und nutzen≈ benutzennutzen beides ein Jahr später. Rund 90 Prozent gehen 1919 zur Wahl; zehn Prozent der Mitglieder des neu gewählten Parlaments sind Frauen. Sie finden dort Mehrheiten für wichtige Gesetze: der Mutterschutz≈ Zeit vor und nach der Geburt eines Kindes, in der Frauen beruflich nicht arbeiten müssenMutterschutz, der Mindestlohn, -löhneLohn, den jemand mindestens bekommen mussMindestlöhne für Heimarbeiterinnen, mehr Rechte für Prostituierte.
Ein anderes Ziel erreichen sie nicht: 1931 kämpfen viele Frauen – aber auch Männer – für die Reform des der Paragraf, -enein Textteil eines GesetzestextsParagrafen 218 des Strafgesetzbuchs. Dieser gilt seit 1871 und bestrafeneine Strafe gebenbestraft einen der Schwangerschaftsabbruch, -brüchegynäkologische Operation, mit der eine Schwangerschaft beendet wird (die Schwangerschaft, -en: ≈ Situation, dass man schwanger ist)Schwangerschaftsabbruch mit bis zu fünf Jahren das Gefängnis, -seGebäude, in das kriminelle Personen geschlossen werdenGefängnis. Sie haben keinen Erfolg. Erst mehr als 40 Jahre später wird der Paragraf reformiert.
Als 1933 die Nazis an die Regierung kommen, verloren gehenhier: nicht mehr gültig seingehen die Erfolge der Frauenbewegung wieder verloren gehenhier: nicht mehr gültig seinverloren. In der Diktatur hat die Frau nur eine Aufgabe: Mutter zu sein – und den Mann zu unterstützen.
Nach dem Krieg steht das geteilthier: in zwei Staaten gemachtgeteilte Deutschland vor einer Neuordnung – und die Frauenbewegung vor einer neuen Chance. Vor der Gründung der Bundesrepublik formuliert der der Parlamentarische Ratdemokratisch gewählte Versammlung (1948 - 1949)Parlamentarische Rat 1948 den Text für das das GrundgesetzName der deutschen Verfassung (die Verfassung, -en: schriftliche Form für die Regeln in einem Staat)Grundgesetz. In der Kommission sitzt auch die Sozialdemokratin Elisabeth Selbert. Die Juristin kämpft für die die Aufnahmevon: aufnehmen = hier: hineinschreibenAufnahme der die Gleichberechtigunghier: gleiche Chancen, Möglichkeiten und Bedingungen wie MännerGleichberechtigung ins Grundgesetz – mit Erfolg: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“, heißt es in Artikel 3.
Trotzdem ändert sich für die Frauen viele Jahre lang wenig. Erst 1958 wird das erste Gleichberechtigungsgesetz offiziell gültig – es verbessert die Situation vieler Frauen aber nicht. So brauchen sie bis 1977 zum Beispiel die Erlaubnis des Ehemannes, wenn sie arbeiten gehen wollen.
Erst 1958 wird das erste Gleichberechtigungsgesetz offiziell gültig – es verbessert die Situation vieler Frauen aber nicht.
Anders ist die Situation in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Sie braucht von Anfang an Frauen als Arbeitskräfte – und macht die die Vereinbarkeithier: Möglichkeit, verschiedene Aufgaben zu kombinierenVereinbarkeit von Familie und Beruf schon in den 50er-Jahren zur Staatspolitik. 1965 sind dort zwei von drei Frauen berufstätigso, dass jemand arbeitet; ↔ arbeitslosberufstätig.
Während der Studentenproteste um 1968 organisieren sich Frauen in der Bundesrepublik zu einer neuen Bewegung. Ihre bekannteste Stimme wird Alice Schwarzer. 1971 hat die Journalistin die Idee für eine spektakulärhier: so, dass sie großes öffentliches Interesse bekommtspektakuläre Aktion zur Reformierung des Paragrafen 218. Unter der die Schlagzeile, -ngroße Buchstabenschrift über einem Zeitungstext, meistens auf der ersten SeiteSchlagzeile „Wir haben abtreiben≈ das Baby wegmachen lassen, mit dem man gerade schwanger istabgetrieben!“ sich bekennen zu …hier: öffentlich sagen, dass man … gemacht hatbekennen sich 374 Frauen in der Zeitschrift Stern zu einem – damals illegalen – Schwangerschaftsabbruch. 1974 werden Abtreibungen unter bestimmte (-r/-s)hier: so, dass es dazu Regeln gibtbestimmten Bedingungen legalisiert. In der DDR sind sie es seit 1972.
Den nächsten der Meilenstein, -eInnovation; wichtiges EreignisMeilenstein für Frauenrechte erreichen Frauen aus West und Ost nach der die Wiedervereinigungvon: wiedervereinigen = wieder ein Land werdenWiedervereinigung gemeinsam: Seit Juli 1997 ist die die Vergewaltigung, -envon: vergewaltigen = mit Gewalt erreichen, dass man mit jemandem Sex hat (die Gewalt: hier: z. B. Schlagen und Aggression)Vergewaltigung in der Ehe eine die Straftat, -en≈ kriminelle AktionStraftat. Frauen aller Parteien organisieren dafür gemeinsam eine Mehrheit im Parlament. Es bleibt nicht ihr letzter Kampf.
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