Studieren in Deutschland: Das sollten Sie wissen

    Mittel
    Studieren in Deutschland: Illustration mit verschiedenen Figuren
    © BadBrother/Shutterstock.com
    Von Guillaume Horst

    Ein Auslandsstudium wollte Yi Hsuan Chen auf jeden Fall machen. Sie studierte internationales Management in Taiwan, und für sie war klar: Sie würde ein Jahr lang Erfahrungen in einem fremden Land sammeln. „Meine Universität hat viele Kooperationen: in den USA, in Australien, in Asien und in Europa. Ich wollte nicht in Asien bleiben“, erzählt sie. Auch Australien und die USA waren für Chen keine Option. Das Studium dort ist zu teuer. Also: Europa. Aber wo dort?

    „Ich habe Italien und Spanien in in Betracht ziehenhier: als Option sehenBetracht gezogen. Aber Deutschland hat eine bessere Wirtschaft. Deshalb habe ich mich für Deutschland sich entscheiden fürhier: wählenentschieden“, erklärt Chen. Eine konkrete Idee von dem Land, in dem sie ein Jahr verbringen würde, hatte die Studentin nicht: „Ich wusste, dass Deutschland für Bier und Autos bekannt ist. Viel mehr nicht“, sagt sie und lacht.

    Deutschland: ein populäres Ziel für Studenten

    Chen ist eine von sehr vielen ausländischen Studierenden in Deutschland. Im Wintersemester 2019/20 waren 411 285 Menschen ohne deutschen Pass an deutschen Universitäten angemeldet. So viele waren es noch nie. Nur drei Länder sind für internationale Studierende attraktivhier: interessantattrak­tiver: die USA, Großbritannien und Aus­tralien. Deutschland ist also das populärste Land, in dem nicht Englisch die Muttersprache der Einwohner ist.
     

    Deutsche Hochschulen haben eine hohe Qualität. International haben sie eine sehr gute Reputation.


    „Das hat verschiedene Gründe“, erklärt Judith Lesch, Leiterin des Referats Informationen zum Studieren in Deutschland des der Deutsche Akademische AustauschdienstInstitution aller deutschen Hochschulen zur Pflege internationaler BeziehungenDeutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). „Deutsche die Hochschule, -n≈ UniversitätHochschulen haben eine hohe Qualität. International haben sie eine sehr gute Reputation. Und das eröffnenhier: möglich macheneröffnet viele Chancen auf dem Arbeitsmarkt.“

    Valeria Tatarlî entschied sich wegen der Qualität der deutschen Universitäten für ein Studium in Deutschland: „Deutschland hat eines der besten das Bildungssystem, -e≈ Organisation der Schulen und Universitäten in einem LandBildungssysteme der Welt“, sagt sie. Also absolvierenhier: abschließenabsolvierte die Moldawierin zuerst während ihres Bachelors ein Semester in Münster und macht jetzt ihren Marketing-Master in Magdeburg.

    Illustration: Lebenslauf

    Ein Studium in Deutschland: gut für spätere Chancen auf dem Arbeitsmarkt

    Wie für Chen ist außerdem die starke Wirtschaft in Deutschland ein wichtiger Faktor. „Deutschland ist im internationalen Vergleich ein sehr sicheres, politisch und wirtschaftlich stabiles Land. Das ist für viele internationale Studierende besonders attraktiv“, sagt Lesch.

    Günstig studieren in Deutschland

    Für Pedro González gab es noch einen wichtigen Grund, sich für Deutschland zu entscheiden: Geld. Der Venezolaner ist mit 17 Jahren für sein Studium nach Karlsruhe umgezogen. Heute studiert er dort das BioingenieurwesenStudium: Man wird Bioingenieur.Bioingenieurwesen im Master. „Meine Geschwister wohnen und studieren in den USA. Deshalb wusste ich: Wenn ich in Deutschland studiere, kostet das meine Eltern viel weniger Geld: Ich zahle 150 Euro pro Semester und bekomme dafür auch ein Ticket für den der Nahverkehrhier: alle öffentlichen Verkehrsmittel in einer StadtNahverkehr!“, erzählt er. Das Stiudieren ist in Deutschland im internationalen Vergleich wirklich sehr günstig. An staatlichen Hochschulen gibt es meistens keine Studiengebühren. Eine die Ausnahme, -n<–> RegelAusnahme ist das das Land, Länderhier kurz für: Bundesland = Teil von einer föderalistischen RepublikLand Baden-Württemberg. Dort müssen Studierende, die nicht aus der Europäischen Union (EU) kommen, seit dem Wintersemester 2017/18 pro Semester 1500 Euro für ihr Studium zahlen.
     

    Wenn ich in Deutschland studiere, kostet das meine Eltern viel weniger Geld.


    In allen anderen Bundesländern gibt es aber nur einen der Semesterbeitrag, -beiträge≈ SemestergebührSemesterbeitrag. Er beträgt je nach Hochschule zwischen 50 und 250 Euro pro Semester. „Auch die Lebenshaltungskosten sind in vielen deutschen Städten ziemlich günstig“, sagt Lesch. Lebenshaltungskosten, das sind zum Beispiel Wohnung, Lebensmittel, Kleidung und Freizeit. Dafür zahlen Studierende in Deutschland im Durchschnitt 819 Euro pro Monat. Das ist weniger als in Ländern wie Dänemark, Luxem­burg oder der Schweiz, aber mehr als in Italien, Tschechien oder Polen.

    Die passende Universität für das Studium in Deutschland

    Wer in Deutschland studieren möchte, muss auch entscheiden: Welche Stadt und welche Hochschule soll es werden? „Die Suche nach der richtigen Hochschule, vor allem in einem anderen Land, ist für Studierende eine große die Herausforderung, -enschwierige AufgabeHerausforderung und gleichzeitig eine sehr wichtige Entscheidung“, weiß Lesch. Es gibt in Deutschland viele verschiedene Institutionen, an denen man studieren kann: Universitäten, die Fachhochschule, -n≈ spezielle Universität für eine Ausbildung z. B. im technischen SektorFachhochschulen (FH), die Hochschule für angewandte Wissen­schaften, -nFachhochschuleHochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW), private Hochschulen und Berufsakademien. Die richtige zu wählen, ist manchmal auch für Deutsche schwierig – für Ausländer kann es also besonders kompliziert sein. Deshalb bietet der DAAD unter www.myguide.de Hilfe für die die Wahl, -envon: wählenWahl der Hochschule an.

    Figur mit einem Fragezeichen über dem Kopf - welches ist die richitge Hochschule

    Schwierige Frage: An welcher Hochschule in Deutschland soll ich studieren?

    Wichtig ist auch die Studienstadt. Metropole oder Kleinstadt? Für González war die Antwort klar: „Ich wollte nicht in eine Großstadt. In einer kleineren Stadt wie Karlsruhe hat man mehr Kontakt zu der/die Einheimische, -n<–> FremdeEinheimischen, mit denen man Deutsch sprechen muss. So lernt man die Sprache schneller“, erklärt er. Anders hat sich die Südkoreanerin Seojeng Moon entschieden: Sie studiert Automatik und Elektrotechnik in Hamburg. „Ich wollte an einer großen Universität studieren. Außerdem war es mir wichtig, dass ich in einer liberalen Stadt wohne“, erzählt sie.

    Der Bewerbungsprozess für ein Studium in Deutschland

    Der Prozess, um einen Studienplatz in Deutschland zu bekommen, kann lange dauern. „Circa eineinhalb Jahre vor einem möglichen Studienaufenthalt in Deutschland man sollte ... anfangenhier: es wäre gut, wenn man ... anfängtsollte man anfangen, sich zu informieren“, empfiehlt Lesch. Um ein Studium in Deutschland zu beginnen, braucht man offizielle Dokumente und Zertifikate (siehe Kasten unten). Die Dauer des Prozesses hängt aber auch davon ab, aus welchem Land der Studierende kommt. Wer nicht aus der Europäischen Union kommt, sollte mindestens sechs bis neun Monate vor Beginn des Studiums mit der konkreten Organisation beginnen. Bei Studierenden aus der EU reichenhier: genug seinreichen oft drei bis sechs Monate Vorbereitungszeit.
     

    Circa eineinhalb Jahre vor einem möglichen Studienaufenthalt in Deutschland sollte man anfangen , sich zu informieren.


    Hilfe bei dem Prozess finden Studierende beim DAAD oder – wenn sie sich schon für eine Universität entschieden haben – beim Akademischen Auslandsamt (International Office) der Hochschule. „Die der Mitarbeiter, -AngestellterMitarbeiter bei den International Offices sind sehr offenhier: interessiert an anderen Menschenoffen und können alle Fragen beantworten“, sagt González.

    Der Start in Deutschland

    sobaldhier: wennSobald eine deutsche Universität zusagenJa sagenzusagt, sollte die Wohnungssuche beginnen. Studierende können sich beim das Studentenwerk, -eOrganisation die viel für die sozialen wirtschaftlichen und kulturellen Inte­ressen von Studenten tutStudentenwerk melden und versuchen, einen Platz in einem das Studentenwohnheim, -eWohnhaus für Studenten: Sie benutzen z. B. Küche und Bäder zusammen.Studentenwohnheim zu bekommen. Das ist durch Corona zurzeit viel einfacher als früher – trotzdem hat nicht jeder Lust darauf.

    „Ich hatte schon in Südkorea in einem Studentenwohnheim gewohnt, deshalb wollte ich das in Hamburg nicht wieder machen“, erzählt Moon. Die Wohnungssuche war nicht einfach: „In den ersten zwei Jahren musste ich sechs Mal umziehen, weil ich nur die Zwischenmiete, -nhier: eine Mietwohnung für eine spezielle Zeit, z. B. ein paar WochenZwischenmieten gefunden habe.“ Jetzt hat die 27-Jährige aber ihre eigene die Wohngemein­schaft, -enGruppe von Personen, die zusammenwohntWohngemeinschaft und ist damit sehr zufrieden. Auch González denkt, dass die Wohnungssuche zwar dauert, aber meistens erfolgreichmit Erfolgerfolgreich ist: „Man muss Geduld habenwarten könnenGeduld haben, viel recherchieren (franz.)genaue Informationen suchenrecherchieren, Freunde fragen – aber am Ende klappt es schon“, sagt er.
     

    Bei der Wohnungssuche in Deutschland muss man Geduld haben.


    Auch andere administrative der Schritt, -ehier: AktionSchritte sind bald nach der Ankunft in Deutschland nötig. Studierende müssen sich an ihrem neuen Wohnort anmelden und ein Bankkonto eröffnenhier: starteneröffnen. Wer unsicher ist, kann immer das Studentenwerk fragen. Es gibt aber auch Firmen, die sich darauf spezialisiert haben, ausländischen Studierenden zu helfen – zum Beispiel das Start-up Fintiba. Dort bekommen Sie viel Unterstützung bei Fragen zum Leben und Studieren in Deutschland, zum Beispiel bei der Suche nach Versicherungen.
     

    Illustration: Zwei Figuren nebeneinander

    Ein Studium in Deutschland ist auch eine gute Zeit, internationale Freunde zu finden


    So finden Sie Freunde

    Ein Studium im Ausland machen viele auch, um neue Leute kennenzulernen. „Als ich nach Münster gekommen bin, habe ich in einem Wohnheim nur mit Mädchen gewohnt. Sie wollten mich integrieren. So war es sehr einfach, neue Freunde zu finden“, erzählt Tatarlî. Moon hatte auch schnell neue Freunde: „Ich habe Freunde aus der ganzen Welt bekommen – auch aus Deutschland. Es ist ein bisschen schwieriger, sich mit Deutschen sich anfreunden mitFreunde werden mitanzufreunden. Aber wenn sie deine Freunde werden, sind sie sehr nett und vertrauenswürdighier: so, dass man sicher ist, dass die Person tut, was sie sagt, und nicht lügtvertrauenswürdig“, sagt die Südkoreanerin. Auch Chen brauchte nicht lange, um in Magdeburg Freunde zu finden. „Es gab viele Aktivitäten von Studentenorganisationen. Dort konnte ich sehr offene Leute kennenlernen“, erzählt sie.

    Chen lebt und arbeitet heute wieder in Taiwan, kommt aber immer wieder nach Deutschland. Denn während des Studiums hat sie ihren deutschen Partner gefunden – und ist bis heute mit ihm zusammen.

     

    Was Sie zum Studieren in Deutschland brauchen

    Sprachzertifikate

    der Studiengang, -gängeAusbildung, die man an der Universität in einem speziellen Sektor machtStudiengänge können in Deutschland auf Deutsch oder auf Englisch sein. Wenn ein internationaler Studierender ein Studium in Deutschland starten möchte, muss er/sie in einem Test zeigen, dass er/sie gute Deutschkenntnisse hat. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:
    Test Deutsch als Fremdsprache (TestDaF – www.testdaf.de)
    Deutsche Sprachprüfung für den der Hochschulzugang, -gängeMöglichkeit, an einer Universität zu studierenHochschulzugang (DSH – www.dsh.de)
    die Feststellungs­prüfung, -en≈ Prüfung über fachliche, sprachliche und methodische Kenntnisse eines Studienfachs, die zeigen soll, ob man dafür geeignet ist (geeignet: hier: gut qualifiziert)Feststellungsprüfung an einem das Studienkolleg, -s≈ Vorbereitungskurs an einer UniversitätStudienkolleg (www.studienkollegs.de)
    Bei Studiengängen mit englischen Kursen sind diese Zertifikate nicht nötig.

    die Hochschulzugangsberechtigung, -enhier: offizielle Erlaubnis, auf eine Universität zu gehenHochschulzugangsberechtigung

    Wer ein deutsches Abitur hat, hat damit automatisch eine Hochschulzugangsberechtigung. Schulabschlüsse aus anderen Ländern der Europäischen Union (EU), aus der Schweiz, Liechtenstein, Island und Norwegen berechtigen zudie Erlaubnis geben fürberechtigen meistens auch zum Studieren in Deutschland. Um zu testen, ob ein der Schulabschluss, -abschlüsseEnde der Schule mit einer PrüfungSchulabschluss die Konditionen für ein Studium in Deutschland erfüllenhier: ≈ habenerfüllt, gibt es die die Zulassungsdaten­bank, -enSystem zur elektronischen Administration von Daten für die StudienerlaubnisZulassungsdatenbank des DAAD (www.daad.de/zulassungsdatenbank).

    Studierendenvisum

    Studenten aus vielen Ländern außerhalb der EU brauchen ein Studierendenvisum – oder, wenn sie noch nicht für ein Studium in Deutschland zulassenhier: akzeptierenzugelassen wurden, ein Studienbewerbervisum. Diese Dokumente beantragt man am besten in der deutschen Botschaft des eigenen Heimatlandes. Der Prozess kann lange dauern. Es ist also wichtig, das Visum früh zu beantragen.

    Für Studenten aus verschiedenen Ländern kann es unterschiedliche Konditionen geben. Deshalb ist es immer zu empfehlen, beim DAAD oder beim das Akademische AuslandsamtAuslandsamt einer UniversitätAkademischen Auslandsamt der Wunschuniversität um Hilfe zu bitten.

     

    Übung zum Thema „Studieren in Deutschland”

    Eine Übung zum Vokabeln für Dinge im Hörsaal finden Sie hier:

    Im Hörsaal